Warum wird der Marxweiher für einen Wettkampf und für Filmaufnahmen für fast einen Tag gesperrt?

Alexander Bundesjugendtreffen in Neuss 2014Alexander Bundesjugendtreffen in Neuss 2014So waren die Kommentare beim Blick in das Seeanmeldeportal des LVST am 5. Juli 2014.

Ganz einfach:

Zu Gast bei uns in Rheinland Pfalz war die Nationalmannschaft im Orientierungstauchen mit Trainer Sven und VDST Wettkampfleiter Rüdiger. Dass der Marxweiher ein sehr schönes Tauchgewässer ist, hat sich mittlerweile in ganz Deutschland rumgesprochen. Das wiederum war für Gunter (Präsident Saarländischer –Tauch- Sportverband STSB /Fachbereichsleiter visuelle Medien) der Anlass ein Event anzustoßen, diesen interessanten und technisch komplexen Sport visuell darzustellen.

Jetzt fragt sich die eine oder der andere, was machen die da eigentlich?

Orientierungstauchen, Wettkampf, was ist denn dass?

 Katharina Bundesjugendtreffen in Neuss 2014Katharina Bundesjugendtreffen in Neuss 2014Ursprünglich war es eine Trainingsmethode für das Militär, wurde dann auch für den Breitensport entdeckt und als Wettkampfsport für nichtmilitärische Zwecke entwickelt. Es war in der Tauchsportorganisation (Gesellschaft für Sport und Technik, kurz GST) der DDR Bestandteil der Ausbildung. Nationale und internationale Wettkämpfte wurden ausgetragen. Nach der Wende und dem Zusammenschluss der GST mit dem VDST wurde diese interessante Sparte des Wettkampfsportes hauptsächlich von Vereinen aus den „neuen“ Bundesländern sehr erfolgreich betrieben.

Um diesen Sport nun in den „alten“ Bundesländern zu präsentieren, hat der LVST Rheinland Pfalz den Marxweiher für dieses Event zu Verfügung gestellt.

Die Veranstaltung wurde komplettiert durch interessierte Taucher mit min. Bronze*, die das OT einmal kennenlernen wollten. Die Möglichkeit es live auszuprobieren bestand ab Mittag. Es waren Athleten aus Hessen dabei und aus Rheinland Pfalz Katharina und Alexander, die im Finswimming schon Erfolge als deutsche Meister in ihrer Altersklasse zu verzeichnen haben.  Beim Bundesjugendtreffen in Neuss haben beide die Möglichkeit zum Schnorcheln mit Orientierungsgerät genutzt und waren begeistert!  Jetzt waren beide gespannt auf das Treffen am Marxweiher und wurden auch nicht enttäuscht. Erst einmal wurden alle Inhalte des Orientierungstauchens sehr anschaulich durch den Spartenleiter im Orientierungstauchen Sven Schönherr vorgestellt.

Spartenleiter OT Sven und AlexSpartenleiter OT Sven und Alex

Wie funktioniert denn dieser Sport?

  • Es werden im See Wendebojen und Orientierungspunkte gesetzt
  • diese Bojen werden so platziert, dass verschiedene Kurse angepeilt werden können. Da beginnt schon die Arbeit. Der / die Wettkämpfer/in müssen ca. 1 Stunde vor Start ihren Kurs auf dem Peiltisch selbst ausrechnen (ja, da haben wir es, die Mathematik, damit uns nicht zu langweilig wird) Winkelgrad zur Boje

 

  • Abstand von Boje zu Boje ca. 60 bis 200 m
  • Einteilung der Geschwindigkeit
  • Anzahl der Flossenschläge bei jedem Athleten individuell
  • Beispiele: M Kurs , 5 Punkte Kurs

 

 

M-KursM-Kurs

Prinzipschema für den M-KursPrinzipschema für den M-Kurs

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Die AusrüstungDie Ausrüstung

Ist dies erledigt, kommen wir kurz zur Ausrüstung

  • Wettkampf 7l Alu DTG strömungsoptimiert (das ist ein Thema für die Bastler)
  • Automat, am besten den Poseidon mit seitlichen Abblasventil
  • Konsole mit z.B.: Kugelkompass, Schrittzähler und mechanischer Uhr (da wird wieder gebastelt)
  • Was ist die schnellste Fortbewegungsmethode mit eigener Muskelkraft im Wasser, die Monoflosse! Dadurch haben wir die 15fache Kraftübertragung, wenn der Trainingszustand entsprechend ist, halt Wettkampf
  • So, fehlt noch was! Ja eine Maske brauchen wir um die Instrumente abzulesen
  • Eine signalfarbige Sicherheitsboje (kein Hohlkörper) mit mindestens 80 N Tragfähigkeit wird an einem mehrfaserigen Bojenseil, mit mindestens 300 N Zugfestigkeit (gemessen mit der Verankerung), an den Athleten befestigt, sonst sehen wir die Athleten nicht.

Die Ablenkung (anklicken)Die Ablenkung (anklicken)

Jetzt der eigentliche Wettkampf

  • Die Athleten haben ihren Kurs berechnet und gut lesbar auf ihrer Konsole befestigt
  • Jetzt geht es in die Startzone. In einer vorgeschrieben Zeit muss sich der Athlet fertig machen: Mono an, Maske, DTG und Sicherheitsboje, dann die Starthaltung einnehmen, ruhende Schwimmlage und Kopf über Wasser
  • Startkommando und los geht`s
  • Die Athleten tauchen in ca. 2m Tiefe den Kurs und müssen die Wendebojen deutlich in der richtigen Richtung umrunden und die Orientierungspunkte deutlich erkennbar bewegen(ziehen, drehen)
  • Der Athlet wird disqualifiziert, wenn er mit einem Ausrüstungsgegenstand die Wasseroberfläche durchbricht
  • Wenn sich 2 Athleten kreuzen und ihre Sicherungsbojen verheddern, dann müssen sie das Problem selbst unter Wasser lösen. Wenn ein Athlet seine Sicherungsboje verliert, dann muss er sofort auftauchen
  • Was auch schon passiert, ist, dass der Athlet den Kurs in völlig anderer Richtung verlässt, (warum auch immer). Im Herzen sind wir doch alle Taucher und ein schöner Hecht kann schon mal ablenken. Auch das führt zur Disqualifikation.
  • Wenn der Kurs getaucht ist, geht es in die Zielzone (beginnt 50m vor dem Ziel) Ab Eintritt in diese Zone ist ein Kurswechsel nicht mehr zulässig Durch Heben der Signalflagge vom Kampfrichter beginnt die Wertung zum Zielpunkt (Entfernung, Abweichung usw.)

Wertung erfolgt nach Punktesystem für

  • Ordnungsgemäßes Durchtauchen der Strecke und Präzision im Ziel
  • Geschwindigkeit
  • Anzahl der getroffenen Bojen und ordnungsgemäßes Umrunden
  • Es werden Zeiten von 5 bis 8 Minuten geschwommen pro Kurs

Dies war nur in groben Zügen die Vorstellung der Wettkampfsportart Orientierungstauchen. Es finden nationale und internationale Meisterschaften statt, mit Beteiligung von 12 Nationen z.B: von Frankreich, Italien, CZ, Russland, Ungarn usw.

Jetzt zu unseren beiden rheinland-pfälzischen Athleten, unter genauer Beobachtung von Bernhard, der über 40 Jahre Erfahrung im Orientierungstauchen hat. Erst einmal ging es wieder auf Schnorchelkurs um dann mit Gerät abzutauchen. Alex Bernhard und Katharina Alex kannte vom Finswimming die Begrenzung durch den Beckenboden, aber im Marxweiher war die nicht da und er tauchte gleich mal auf 5 m ab. Ist halt ein Taucher! Alex, 2m Tiefe reicht! Aha dann halt 2 m. Und ab ging es (Kommentar Alex, tolles Gefühl mit Mono und DTG im See!!) Sooooo und nun hatten Sven, Rüdiger und ich festgestellt: Ja da sind 2 Athleten, sie möchten WK OT machen und haben alle Voraussetzungen, wie geht es nun weiter?

Startrecht, -Zusammenstellung für Ausrüstung, -Trainingsmethoden, Unterstützung vor Ort durch Bernhard, -Termin für Trainingswochenenden in Sandersdorf, am Jägerweiher , Ingelheim, Wettkampftermine für 2015 usw.

Wir waren uns einig, wir sehen uns wieder. Aber die Hausaufgaben müssen auch gemacht werden (siehe oben). Denn eins steht fest, diese Sportart verlangt dem Taucher ein hohes Maß an technischen Verständnis im Umgang mit Kompass und Kursberechnung ab, ist dadurch sehr komplex, erfordert koordinative Fähigkeiten und macht zudem Spaß bis ins „hohe „ Alter (es gibt Athleten die sind 60, 70+).Wir werden über den weiteren Fortgang unserer zwei rheinland-pfälzischen Athleten berichten. Sie haben ja auch in Bernhard einen guten Lehrmeister.

Ich möchte mich im Namen des LVST bei Gunter, Sven dem Spartenleiter OT und der Nationalmannschaft im OT für die Initiative und Durchführung von solch einem Event in Rheinland Pfalz herzlich bedanken und ich denke im nächsten Jahr können wir dies im Jägerweiher wiederholen. Alle, die jetzt Interesse an dieser Sportart bekommen haben, einfach bei Sven, Rüdiger oder mir melden!

Mit sportlichen Grüßen

Ines Heinrich LVST Vize und Trainerin C Leistungssport
Bericht: Ines Heinrich
Bilder: Kai Hornemann